Mit Floorball Chur United entsteht der grösste Unihockeyverein der Schweiz. Geschäftsführer Pascal Mathis spricht über Chancen, Visionen – und warum der Nachwuchs im Zentrum steht.
Am 13. Mai 2025 fand in der GBC die erste Vereinsversammlung unter dem neuen Namen Floorball Chur United statt.
Chur Unihockey und piranha Chur sind Geschichte – aus zwei erfolgreichen Vereinen ist Floorball Chur United entstanden. Über 700 Mitglieder machen den neuen Verein zum grössten Unihockeyclub der Schweiz. Ein Zusammenschluss mit viel Potenzial, wie Geschäftsführer Pascal Mathis betont: «Wir bündeln Kräfte, um den Unihockeysport in der Region nachhaltig zu stärken – mit klaren Strukturen, gemeinsamer Vision und starken Wurzeln im Nachwuchsbereich.»
Ein besonderer Fokus liegt auf der Nachwuchsförderung. Dank gemeinsamer Infrastruktur, klarer Ausbildungslinien und besserer Hallennutzung können Talente gezielter gefördert werden – unabhängig vom Geschlecht. «Unser Ziel ist, dass Kinder und Jugendliche optimale Bedingungen vorfinden – sportlich wie persönlich.» Unterstützt wird der Verein dabei vom Migros-Kulturprozent, das als Nachwuchspartner auftritt.
Langfristig will sich Floorball Chur United auch sportlich weiterentwickeln. Beide Fanionteams spielen bereits in der höchsten Liga – bei den Frauen wie bei den Männern. Ziel ist, mit einem starken Kern aus Eigengewächsen regelmässig um Titel mitzuspielen. Gleichzeitig soll der Verein ein gesellschaftlicher Treffpunkt werden, offen für neue Ideen und eng verankert in der Region.
Pascal Mathis ist in Klosters aufgewachsen, spielte früher selbst Unihockey und hat an der HSG-Betriebswirtschaft studiert. «Die Verbindung von Sport und Wirtschaft war immer mein Traum – jetzt darf ich ihn leben.» Seine Vision: Ein innovativer Spitzenclub mit starker regionaler Verankerung, bei dem Leistung und Gemeinschaft Hand in Hand gehen.
Interview mit Pascal Mathis, Geschäftsführer zu Floorball Chur United
Weshalb hat man sich entschieden, Chur Unihockey und piranha Chur zu vereinen?
Die Idee, die beiden grossen Unihockeyvereine in Chur – piranha Chur und Chur Unihockey – zusammenzuführen, ist aus dem strategischen Bedürfnis heraus entstanden, Kräfte zu bündeln und den Unihockeysport am Standort Chur langfristig zu stärken. Beide Vereine hatten ihre eigenen Erfolge, ihre eigenen Identitäten – doch es wurde immer offensichtlicher, dass man gemeinsam mehr erreichen kann: in der Nachwuchsförderung, in der sportlichen Entwicklung, aber auch in der Professionalisierung der Vereinsstrukturen.
Mit Floorball Chur United schaffen wir nicht nur einen neuen Namen, sondern auch eine neue Identität, die auf gemeinsamen Werten basiert. Die Fusion ermöglicht es uns, Ressourcen – sowohl personell als auch infrastrukturell – gezielter und effizienter einzusetzen. Es geht darum, das Unihockey in der Region Graubünden weiterzuentwickeln – mit einer professionellen Infrastruktur, einer klaren Vision und vor allem mit einem starken Fundament im Nachwuchsbereich.
Wie schwierig war dieser Schritt – auch emotional?
Ein solcher Zusammenschluss ist nie einfach und immer mehr als ein strategischer Akt, gerade wenn viel Herzblut, langjährige Traditionen und persönliche Bindungen im Spiel sind. Für viele Beteiligte – Spielerinnen, Spieler, Ehrenamtliche und Fans – war es sicher auch ein emotionaler Prozess, sich von einem Logo, Vereinsnamen oder den gewohnten Strukturen zu verabschieden.
Gerade deshalb war uns wichtig, diesen Prozess mit viel Respekt zu gestalten. Für mich persönlich war der Einstieg in diesen Prozess gleichzeitig Herausforderung und Chance. Persönlich konnte ich, als aussenstehende Person ohne direkte Vergangenheit in einem der beiden Vereine, mit neutralem Blick an die Sache herangehen. Ich habe grossen Respekt davor, was beide Vereine aufgebaut haben. Gleichzeitig sehe ich es als grosse Verantwortung, diese Werte zu bewahren und in etwas Neues, Gemeinsames zu überführen.
Was ändert sich durch den Zusammenschluss im Vereinsalltag?
Sehr vieles – und zwar zum Positiven. Durch den Zusammenschluss sind neue Strukturen entstanden, mit klar definierten Verantwortlichkeiten. So wurde unter anderem die Position des Geschäftsführers geschaffen, die ich seit dem 1. März ausfüllen darf, ebenso wie jene des Leiters Sport mit Lars Brönnimann, welcher ab dem 1. Juni in seiner Position tätig sein wird.
Mit dem Zusammenschluss beginnt eine neue Ära – und das wird sich auch im Alltag zeigen. Vieles wurde neu strukturiert: Von der operativen Führung über das sportliche Konzept bis hin zur internen Kommunikation. Eine zentrale Rolle spielt die neue Geschäftsstelle in der Halle Fortuna. Dort sind nicht nur unsere Büroräume, sondern auch ein Kraft- und Regenerationsbereich sowie die Spielstätte unserer beiden Fanionteams angesiedelt. Das erleichtert nicht nur die interne Koordination, sondern schafft auch einen Ort der Begegnung für alle Mitglieder – ob jung oder alt, Spielerin oder Helfer.
Im Alltag bedeutet das: kürzere Wege, klarere Prozesse, ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl. Wir setzen zudem stark auf eine transparente Kommunikation mit unseren rund 700 Mitgliedern. Ich lege grossen Wert darauf, dass sich alle gehört fühlen – und meine Türe ist buchstäblich immer offen. Auch unsere Vorstandsarbeit wird auf neue Füsse gestellt, mit dem Ziel, breiter und inklusiver aufgestellt zu sein als je zuvor.
Was bedeutet die Fusion für den Nachwuchsbereich konkret?
Die Nachwuchsförderung ist ein zentrales Element unserer Vision. Durch die Fusion ergeben sich ganz neue Möglichkeiten – sowohl was Trainingskapazitäten betrifft als auch bei der Koordination von Ausbildungswegen. Wir können nun ein durchgängiges sportliches Konzept entwickeln, das Talente früh fördert und gezielt auf die Anforderungen der höchsten Spielklassen vorbereitet – egal ob im Frauen- oder Männerbereich.
Die Halle Fortuna ist dabei ein echter Glücksfall, man kann sagen ein Quantensprung für unsere Trainingsqualität und den Spielbetrieb. Sie ermöglicht eine regelmässige, hochwertige Nutzung – mit topmoderner Infrastruktur und kurzen Wegen. Gleichzeitig können wir Synergien in der Trainerweiterbildung, bei Events oder in der Talententwicklung nutzen. Unser Ziel ist es, dass Kinder und Jugendliche bei Floorball Chur United optimale Bedingungen vorfinden – sportlich, sozial und persönlich.
Was macht dir als Geschäftsführer im neuen Verein am meisten Freude?
Für mich ist es ein absoluter Traumjob. Ich darf meine Leidenschaft für den Sport mit meinem betriebswirtschaftlichen Hintergrund verbinden – und das in einer Region, mit der ich stark verbunden bin. Ich selbst spiele Unihockey seit meinem 7. Lebensjahr, nun noch auf dem Kleinfeld – das gibt mir ein gutes Gespür für die Bedürfnisse der Spielerinnen und Spieler. Gleichzeitig durfte ich in der Wirtschaft und im Sporteventbereich Erfahrungen sammeln, die ich nun in den Aufbau dieses Vereins einbringen kann.
Am meisten Freude bereitet mir die Möglichkeit, mit einem engagierten Team etwas von Grund auf neu zu gestalten. Die Entwicklung unserer Vereinsidentität, der Aufbau nachhaltiger Strukturen, die ersten Spiele in der neuen Halle – das sind alles Meilensteine, die mich sehr erfüllen. Auch der Austausch mit Mitgliedern, Sponsoren und Partnern ist für mich sehr bereichernd.
Wo siehst du Floorball Chur United in fünf Jahren?
Ich wünsche mir, dass wir in fünf Jahren als national etablierter Spitzenklub wahrgenommen werden – sportlich, organisatorisch und in Bezug auf unsere Nachwuchsarbeit. Unsere Fanionteams sollen mit einer Basis aus Eigengewächsen erfolgreich sein. Es wäre schön, wenn beide Fanionteams regelmässig um die Titel mitspielen. Gleichzeitig wollen wir gesellschaftlich verankert sein – als Begegnungsort, als Plattform für junge Talente, als innovativer Partner für die Region.
Die Vision ist, dass wir über das Sportliche hinaus Strahlkraft entwickeln. Dazu gehört auch, Events wie die Euro Floorball Tour nach Chur zu holen oder das Heimspiel zu einem richtigen Erlebnis für die ganze Familie zu machen. Wir wollen nicht nur Siege feiern, sondern auch Begeisterung für unseren Sport entfachen. Wir wollen der Klub sein, bei dem Innovation, Gemeinschaft und Leistung Hand in Hand gehen – und dabei eine Plattform bieten für Sport, Emotionen und Entwicklung.
Möchtest du sonst noch etwas sagen?
Ich möchte mich bei allen bedanken, die diesen Weg bisher mitgegangen sind – egal ob aus den alten Vereinen oder neu zum Verein gestossen. Eine Fusion ist nie nur ein strategischer Entscheid, sondern immer auch eine Frage der Haltung und des Miteinanders. Ein Verein lebt von seinen Menschen – und wir haben das Glück, auf viele engagierte Mitglieder, Helfer/innen, Spieler/innen, Eltern und Partner zählen zu dürfen. Ich wünsche mir, dass wir diesen Geist – den Respekt vor dem Bestehenden und die Offenheit für Neues – auch in Zukunft bewahren.
Ein besonderer Dank gilt auch unseren bisherigen Partnern, die den Weg mit uns weitergehen. Gleichzeitig sind wir offen für neue Unterstützer, die Teil dieser spannenden Reise sein wollen. Die Sponsoring-Arbeit ist im Gange, und es bieten sich viele Chancen, gemeinsam mit uns zu wachsen.
Und ich lade alle herzlich ein: Kommt in die Sporthalle Fortuna, erlebt unsere Heimspiele, bringt euch ein, redet mit uns – ob als Fan, Funktionär/in, Trainer/in oder Nachwuchsspieler/in. Floorball Chur United soll ein Verein für alle sein – offen, ambitioniert und mit dem Herzen am richtigen Fleck.
Dein Weg in die Geschäftsführung ist nicht ganz typisch – wie hat sich dieser entwickelt und was nimmst du aus deinen bisherigen Stationen mit?
Ich bin in Klosters aufgewachsen und war schon früh sportbegeistert – neben Tennis habe ich selbst lange Unihockey gespielt, unter anderem bei den Iron Marmots Davos-Klosters und bei Alligator Malans im Nachwuchs. Für die NLA hat es zwar nicht ganz gereicht, aber die Leidenschaft für den Sport ist geblieben.
Nach dem Gymnasium habe ich an der HSG Betriebswirtschaft studiert und den Master in Business Innovation abgeschlossen, danach in der Personalvermittlung und anschliessend bei Sparrow Ventures, einer ehemaligen Tochterfirma der Migros gearbeitet. Dies mit dem langfristigen Ziel, irgendwann Sport und Wirtschaft zu verbinden. Diese Chance ergab sich zuerst mit der Organisation der internationalen Tennisturniere in Klosters – dort konnte ich erste unternehmerische Verantwortung im Sportbereich übernehmen.
Dass ich nun als Geschäftsführer von Floorball Chur United wirken darf, fühlt sich wie eine logische Fortsetzung an. Ich bringe sowohl sportliches Verständnis als auch wirtschaftliches Denken mit – und bin motiviert, gemeinsam mit unserem Team den Verein in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.
Text und Interview: Rahel Bachmann
